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Sep
2004

A trip to New York - Ein Reisetagebuch: 09.03.2002

Freizeit hat ja eigentlich was mit freier Zeit zu tun, aber davon habe ich hier einfach zu wenig. Nein, nein, hier kommt jetzt kein Beschwerdebericht über zu viel Arbeit und zu viel Stress, ich möchte mich auch gar nicht beklagen. Aber diese Stadt hier hat so viel zu bieten, dass man ständig unterwegs sein kann und einem trotzdem nicht die Ideen ausgehen. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen - und von beiden gibt es hier ausreichend. Immerhin habe ich mir nach neun Wochen erstmals einen freien Sonntag (also mal abgesehen vom Sport und von dem Konzert am Abend) gegönnt

Ich tanke hier derzeit so viel Kultur, das ich die ersten Monate zu Hause wahrscheinlich gar nichts mehr sehen und unternehmen will (da wird sich aber jemand freuen!). Ich war schon zweimal in der Oper (in Düsseldorf übrigens noch nie, falls es jemanden interessiert), was hier auch ein besonderes Erlebnis ist. Ich musste mich zumindest erst einmal daran gewöhnen, dass es in der Oper Szenenapplaus gibt. Und während Tosca dramatisch um das Leben ihres Geliebten bangt und nur kurz Luft holen will, brüllt mir von hinten eine Frau "Bravo" ins Ohr, so dass ich fast vom Sessel falle Und alle anderen in der Metropolitan Opera fangen wie wild an zu klatschen. Ich schau mich um und denke, sind die denn verrückt geworden, und Tosca holt viel Luft, bevor sie zu ihrem letzten Satz ausholt. Dafür kamen die Sänger dann auch nach jedem Akt vor den Vorhang und ließen sich wild beklatschen - damit nachdem der letzte Vorhang gefallen war, alle sofort aufstehen und gehen konnten. Man will ja schließlich schnell nach Hause. Aber sonst war es großartig und sehr beeindruckend, ich könnte glatt zum Opernfan werden.

Beeindruckend war auch Cabaret, ein Musical am Broadway musste ja sein. Also in der Mittagspause schnell zum Ticketverkauf, denn für den gleichen Tag gibt es immer billigere Karten. Getreu Cabaret: "Money makes the world go round". Um selbiges nicht ganz auszugeben, lernt man im teuren New York ganz schnell, wo es was billiger oder gar umsonst gibt - zum Beispiel freitags Abends ab 17 Uhr kann man in fast jedes Museum zum Pay-what-you-wish-Preis, also quasi für einen Dollar. Das hat man spätestens nach einer Woche raus, sonst wäre man hier sofort blank.

Also mit den günstigen Karten bin ich dann ins Theater, das aussah wie ein Nachtclub mit roten Lämpchen an jedem Platz. Und da habe ich Molly Ringwald als Sally Bowles gesehen (die aus Pretty in Pink). War ganz toll, vor allem wenn man amerikanische Schauspieler deutsch sprechen hört "mein lieber Herr" oder wenn sie vom "Märchenschloss" singen. Ich habe das Englische besser verstanden.

Eine weitere Freizeitbeschäftigung habe ich jetzt mit zwei anderen Mädels entdeckt, und wir haben sie Bar-Hopping getauft. Hier gibt es so viele ausgefallene Bars, das wir uns möglichst viele ansehen wollen. Am Mittwoch waren wir beispielsweise erst in der Barmacy, einer ehemaligen Pharmacy. Da war es aber so duster und nur ein paar Fläschen Arznei im Schaufenster erinnerten an die Apotheke, nicht so toll, also sind wir gleich wieder gegangen. Nicht weit davon entfernt im East Village gibt es den Beauty Salon. Da kann man schön auf die Schönheit trinken (obs hilft?), sitzt dabei unter einer Trockenhaube (weil das mal ein Friseursalon war) oder kann sich nebenbei eine Maniküre machen lassen, wenn man will. Abgedreht, aber nett.

Aber absolut hip sind hier Hotelbars. Ich musste mich schon überwinden. Irgendwie dachte ich, da sitzt man zwischen lauter Hotelgästen, während am Klavier irgendjemand schreckliche Lieder klimpert. Von wegen. Nehmen wir zum Beispiel mal die Hudson-Bar.

Nach einigem hin und herschauen, ob es noch einen anderen Eingang gibt, haben wir doch die futuristisch-wirkenden Rolltreppen genommen und sind ins gelbe Licht hineingefahren. Drinnen saßen wir dann auf Baumstämmen mit Rückenlehnen, haben gute Musik gehört, einen Cocktail geschlürft und - herrlich - Leute beobachtet. Das macht ja am meisten Spaß. Wir sind natürlich gleich aufgefallen, zum einen tragen Amerikanerinnen generell eigentlich keine Brillen (wurde mir im Webster auch gleich von einer Amerikanerin erklärt: entweder man trägt Kontaktlinsen oder lässt einen kleinen Lasereingriff machen), meine deutsche Begleiterin ist aber schon Brillenträgerin. Zum anderen hatten wir kein Täschen direkt unterm Arm klemmen. Das müssen wir uns noch besorgen, um dazu zu gehören. Aber das kostet ja wieder... Tja, money makes the world go round... Und irgendwie ist es ja manchmal auch schön, sich abzuheben und aufzufallen.
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