A trip to New York - Ein Reisetagebuch: 18.03.2002
Auch wenn man es hier in New York kaum vermuten mag, es gibt sie hier auch, die nachdenklichen Momente. Vor allem in der vergangenen Woche, ein halbes Jahr nach dem 11. September. Am Montag abend hatte ich mit einer Kollegin einen Termin im Jewish Heritage Museum im Battery Park an der Südspitze Manhattans. Wir hatten schon gedacht, dass wir nach der Ausstellungseröffnung nach den Scheinwerfern Ausschau halten, die ja nun bis zum 13. April dort in den Himmel strahlen, wo zuvor die Twin Towers standen.
Durch die Menschenmenge fanden wir aber kaum einen Weg zum Jewih Heritage Museum und gerade als wir einen Polizisten nach der besten Umgehungs-Möglichkeit fragen wollten, gingen ganz langsam die Scheinwerfer an. Rund 20 Sekunden brauchen sie, um voll erleuchtet zu sein. Da standen wir nun, genau vor den Scheinwerfern. Hinter uns ein Mann, dessen Anzug aus einer amerikanischen Flagge genäht war, eine weitere Flagge schwenkend. Dann hörten man leise im Hintergrund Glockengeläut, und während mir gerade ein Schauer über den Rücken lief, begannen die Leute um mich herum "USA" zu schreien. Aus dem Schauer wurde ein Schauder. Da bin ich doch zu deutsch geprägt, mit solch patriotischen Emotionen kann ich einfach nicht umgehen.
Viele haben auch gesagt, dass ihnen die Scheinwerfer nicht spektakulär genug seien. Dass sie nur etwas größer seien als die deutscher Diskotheken. Aber gerade dass es mal eine Nummer kleiner ist, etwas unscheinbarer und stiller, gefällt mir eigentlich ganz gut. Es ist ja auch nur eine Erinnerung, kein Mahmmal.
Der zweite Schauer lief mir am Samstag über den Rücken, während ich mir die St. Patricks Parade auf der 5th Avenue angeschaut habe. Die Parade war eigentlich total langweilig, zumindest für deutsche Verhältnisse.
Ständig marschierten Unmengen an Feuerwehrmännern und Polizisten vorbei, die lauthals beklatscht und bejubelt wurden - und wohl irgendwie irische Vorfahren hatten. Hin und wieder liefen und spielten dazwischen Pipes and Drums Bands - während ich den Dudelsack auch eher Schottlandzurechnen würde.
Aber irgendwie fehlte mir etwas irische Folklore, irische Musik - nur zwischendurch sah man kleine rothaarige Jungen mit einer irischen Schärpe um den Hals, oder Amerikaner in Cordhosen und mit Schafswollpulli, garantiert in Irland gestrickt. Sie sahen zumindest aus, als kämen sie gerade von einer irischen Farm.
(Und ich hab doch tatsächlich ein bisschen Fernweh nach dem beschaulichen Irland bekommen).
Beeindruckend fand ich lediglich die Schweigeminute. Von einem Moment auf den anderen wurde die riesige Menge auf der Straße ruhig, quasi Totenstille. Alle drehten sich wie auf Kommando gen Süden, blickten nach Downtown und schwiegen. Während kurz zuvor noch alle wild geklatscht und geschrieen haben.
Kurz darauf war es mit meiner Nachdenklichkeit aber wieder vorbei, das gleiche Problem wie oben: Unmengen an Flaggen (Feuerwehrmänner trugen 343, für jeden beim Anschlag umgekommenen Feuerwehrmann eine), USA-Rufe und - was mir besonders unangenehm auffiel - kleine Jungen zwischen 10 und 14 Jahren, die als Mitglieder der Westpoint-Akademie in Uniform und mit Gewehren mitmarschierten. Allesamt stolz und im Gleichschritt marsch, mich gruselt es dann eher, wenn ich sehe, wie sich die Leute dafür begeistern können.
Schön, weil besinnlich, war es dagegen am Sonntag - zum Abschluss der nachdenklichen Woche - in der St. Patricks Cathedral. Die Wiener Philharmoniker spielten zum Gedenken an die WTC-Opfer. Vorne im Altarraum die Streicher, von der Orgelempore im Rücken die Bläser, ein Klang, der die ganze Kathedrale einnahm. Und zum Ende des Konzerts wurde die Kirche verdunkelt, alle hatten eine Kerze in der Hand und statt Applaus gab es auf Wunsch der Musiker eine Schweigeminute. Es gibt halt auch hier manchmal ein bisschen Stille...
Durch die Menschenmenge fanden wir aber kaum einen Weg zum Jewih Heritage Museum und gerade als wir einen Polizisten nach der besten Umgehungs-Möglichkeit fragen wollten, gingen ganz langsam die Scheinwerfer an. Rund 20 Sekunden brauchen sie, um voll erleuchtet zu sein. Da standen wir nun, genau vor den Scheinwerfern. Hinter uns ein Mann, dessen Anzug aus einer amerikanischen Flagge genäht war, eine weitere Flagge schwenkend. Dann hörten man leise im Hintergrund Glockengeläut, und während mir gerade ein Schauer über den Rücken lief, begannen die Leute um mich herum "USA" zu schreien. Aus dem Schauer wurde ein Schauder. Da bin ich doch zu deutsch geprägt, mit solch patriotischen Emotionen kann ich einfach nicht umgehen.
Viele haben auch gesagt, dass ihnen die Scheinwerfer nicht spektakulär genug seien. Dass sie nur etwas größer seien als die deutscher Diskotheken. Aber gerade dass es mal eine Nummer kleiner ist, etwas unscheinbarer und stiller, gefällt mir eigentlich ganz gut. Es ist ja auch nur eine Erinnerung, kein Mahmmal.
Der zweite Schauer lief mir am Samstag über den Rücken, während ich mir die St. Patricks Parade auf der 5th Avenue angeschaut habe. Die Parade war eigentlich total langweilig, zumindest für deutsche Verhältnisse.
Ständig marschierten Unmengen an Feuerwehrmännern und Polizisten vorbei, die lauthals beklatscht und bejubelt wurden - und wohl irgendwie irische Vorfahren hatten. Hin und wieder liefen und spielten dazwischen Pipes and Drums Bands - während ich den Dudelsack auch eher Schottlandzurechnen würde.
Aber irgendwie fehlte mir etwas irische Folklore, irische Musik - nur zwischendurch sah man kleine rothaarige Jungen mit einer irischen Schärpe um den Hals, oder Amerikaner in Cordhosen und mit Schafswollpulli, garantiert in Irland gestrickt. Sie sahen zumindest aus, als kämen sie gerade von einer irischen Farm.
(Und ich hab doch tatsächlich ein bisschen Fernweh nach dem beschaulichen Irland bekommen).
Beeindruckend fand ich lediglich die Schweigeminute. Von einem Moment auf den anderen wurde die riesige Menge auf der Straße ruhig, quasi Totenstille. Alle drehten sich wie auf Kommando gen Süden, blickten nach Downtown und schwiegen. Während kurz zuvor noch alle wild geklatscht und geschrieen haben.
Kurz darauf war es mit meiner Nachdenklichkeit aber wieder vorbei, das gleiche Problem wie oben: Unmengen an Flaggen (Feuerwehrmänner trugen 343, für jeden beim Anschlag umgekommenen Feuerwehrmann eine), USA-Rufe und - was mir besonders unangenehm auffiel - kleine Jungen zwischen 10 und 14 Jahren, die als Mitglieder der Westpoint-Akademie in Uniform und mit Gewehren mitmarschierten. Allesamt stolz und im Gleichschritt marsch, mich gruselt es dann eher, wenn ich sehe, wie sich die Leute dafür begeistern können.
Schön, weil besinnlich, war es dagegen am Sonntag - zum Abschluss der nachdenklichen Woche - in der St. Patricks Cathedral. Die Wiener Philharmoniker spielten zum Gedenken an die WTC-Opfer. Vorne im Altarraum die Streicher, von der Orgelempore im Rücken die Bläser, ein Klang, der die ganze Kathedrale einnahm. Und zum Ende des Konzerts wurde die Kirche verdunkelt, alle hatten eine Kerze in der Hand und statt Applaus gab es auf Wunsch der Musiker eine Schweigeminute. Es gibt halt auch hier manchmal ein bisschen Stille...
NewYork - 1. Okt, 09:33
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